Netzwerk für attraktive Werkstätten ins Leben gerufen


Mit rund 20 Projektbetrieben und vier Projektpartnern hat Tischler Schreiner Deutschland in Zusammenarbeit mit Kooperationspartner Buckoptimal am 22. Februar das Innovationsprojekt "Ergonomie der Werkstatt" in Hannover gestartet.

Bereits mit Bekanntwerden des Projektkonzepts Anfang des Jahres stieß die Idee auf große Resonanz, auch weil entsprechende Netzwerke außerhalb der "Maschinenwelt" bislang nicht existieren. Dabei ist es sogar eine Stärke der Initiative, dass auch Zulieferer, die bislang noch keine große Bekanntheit im Tischler- und Schreinerhandwerk hatten, feststellen, dass ihre Produkte in der Branche gefragt sein könnten. Nicocyl, eine Firma, die sich auf Industrieböden spezialisiert hat, ist ein solches Beispiel. Nicocyl-Geschäftsführer Hermann de Jong freut sich deshalb auch über den Aufbau des neuen Netzwerks und bietet zudem mit seinen Kunststoffböden aus 100-Prozent recycelten Materialien ein innovatives Produkt. Das kommt bei Tischlermeister Julius Bendschneider gut an: "Tischler lieben bequeme Fußböden." Warum dann nicht auch in der Werkstatt über eine Alternative zum Beton nachdenken? Das Angebot findet Bendschneider jedenfalls sehr spannend.

Dabei sind Böden nur ein Aspekt des Ergonomiekonzepts, welches Martin Buck ursprünglich aus der Beobachtung heraus entwickelt hat, dass vor allem größere Unternehmen vielfach in die Attraktivität der Arbeitsplätze investieren und dadurch messbare Erfolge in der Mitarbeiterbindung erzielen. "Die Effekte waren so beeindruckend, dass ich mich gefragt habe, wie man ein solches Konzept auf die kleinen und mittleren Betriebsstrukturen im Tischler- und Schreinerhandwerk und hier insbesondere auf die Werkstatt übertragen kann", erläutert der Gründer von Buckoptimal. Weitere Handlungsfelder sind unter anderem saubere Luft, Heizung und Klimatisierung sowie Licht. Projektpartner Zehnder Air bringt an dieser Stelle nicht nur seine Expertise beim Thema Luftreinigung ins Spiel, sondern auch ein hauseigenes Serviceteam, das maßgeschneiderte Lösungen entwickelt. Und Beck Maschinenbau – ein Pionier in puncto ergonomische Arbeitstische – steuert ebenfalls sein Know-how zum ganzheitlichen Konzeptansatz des Innovationsprojekts bei. Abgerundet wird das Angebot durch den Beitrag der Innungskrankenkasse (IKK classic), die mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung in der Entwicklung von Gesundheitskonzepten für betriebliche Strukturen punktet. Die kostenfreien Angebote reichen dabei von Schulungen für die körperliche und psychische Gesundheit bis hin zum Einstieg ins betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM).

All das stößt in Hannover auf großen Zuspruch. So auch bei Tischlermeister Lutz Dreyer aus Goslar. Dreyer hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Betrieb so aufzustellen, dass sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wohlfühlen und motiviert sind. Außerdem will er damit auch Jüngere vom Handwerk überzeugen, schließlich würden diese heutzutage ganz anders auf die Arbeitsumgebung schauen. Damit untermauert Dreyer die Erkenntnisse des Bundesinnungsverbandes, die zu Beginn der Veranstaltung von TSD-Präsident Thomas Radermacher und TSD-Hauptgeschäftsführerin Dr. Katharina Gamillscheg angesprochen werden. Beide sehen in dem Pilotprojekt großes Zukunftspotenzial für das Tischler- und Schreinerhandwerk und sind überzeugt, damit in der Branche einen Nerv zu treffen. So hatte eine TSD-Umfrage im vergangenen Jahr ergeben, dass über 80 Prozent der Tischler- und Schreinerbetriebe in einer attraktiven Arbeitsplatzgestaltung ein Mittel gegen den Fachkräftemangel und für eine gute Mitarbeiterbindung sehen.

Auftaktveranstaltung am LIGNA-Standort
Der Standort der Auftaktveranstaltung ist kein Zufall. Denn auf dem Messegelände der LIGNA soll die Pilotphase des Projektes im kommenden Jahr mit einer Musterwerkstatt seinen vorläufigen Höhepunkt finden. "Das Handwerk ist traditionell ein fester Bestandteil der LIGNA, für das wir zukünftig weitere attraktive Angebote schaffen werden", erklärt Stephanie Wagner, Projektleitung LIGNA bei der Deutschen Messe, und das Innovationsprojekt "Ergonomie der Werkstatt" sei dafür ein hervorragendes Beispiel. "Die Anforderungen an heutige Handwerksbetriebe haben sich verändert. Moderne Arbeitsbedingungen, Hightech-Werkzeuge und eine Wohlfühlatmosphäre in der Werkstatt beeinflussen in einem hohen Maß die Zukunftsfähigkeit", argumentiert Wagner. Eine moderne und auf die gesundheitlichen sowie arbeitsbezogenen Bedürfnisse der Mitarbeitenden zugeschnittene Werkstattausstattung trage nicht nur zur allgemeinen Mitarbeitermotivation bei, sie sei auch ein entscheidender Wettbewerbsfaktor bei der Nachwuchssuche. Deshalb unterstütze man auch in Hannover dieses vielversprechende Konzept.

Hintergrund
Fragt man im Tischler- und Schreinerhandwerk nach, bestätigen acht von zehn Betrieben, dass eine gut ausgestattete Werkstatt essenziell für die Gewinnung und Bindung von Fachkräften ist. Das Innovationsprojekt "Ergonomie der Werkstatt" nimmt ebendiesen unternehmerischen Aspekt in den Blick und entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für ergonomisch optimierte Arbeitsumgebungen. Die Schwerpunkte liegen hierbei auf Verbesserungen in Bereichen wie Fußböden, Beleuchtung, Heizung/Lüftung, Raumakustik, Luftqualität sowie Trage- und Transporthilfen. Hinzu kommen Schulungsangebote für die körperliche und psychische Gesundheit bis hin zum Einstieg ins betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Neben einer Musterwerkstatt als Best-Practice-Beispiel auf der LIGNA 2025 ist geplant, die Ergebnisse in einer TSD-Fachpublikation zu dokumentieren.

Berlin, 27. Februar 2024


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