Auf Sommertour


Auf seiner Hessentour besucht Bundeskanzler Olaf Scholz gemeinsam mit Nancy Faeser, Bundesinnenministerin und Spitzenkandidatin für die hessische Landtagswahl im Oktober, einen Innungsbetrieb in Mühlheim. Von dem, was sie dort sehen, sind sie beeindruckt, dabei wünschen sich die Gastgeber vor allem mehr Verständnis für das Handwerk im politischen Alltag.

Olaf Scholz und Nancy Faeser besuchen die Schreinerei Kramwinkel. © TSD/Bernd Georg

Wolfgang Kramwinkel ist in der Branche kein Unbekannter. Als hessischer Landesinnungsmeister und Präsident der Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks kennt er die Nöte der Betriebe bestens und setzt sich seit Jahrzehnten für deren Belange ein. So auch bei einer ZDF-"Klartext"-Sendung 2021, als Kramwinkel aus dem Publikum heraus den damaligen Bundesfinanzminister Scholz davor warnt, durch Steuererhöhungen mittelständischen Betrieben die Investitionsspielräume zu nehmen. Während des anschließenden Dialogs lädt der Tischlermeister den Spitzenpolitiker kurzerhand nach Mühlheim ein, um sich nach der Bundestagswahl selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Scholz nimmt die Einladung an und macht sein Versprechen im August dieses Jahres wahr.

Mit rund 50 Mitarbeitern zählt die Schreinerei Kramwinkel zu den größeren. Gleichzeitig ist sie, inzwischen in dritter Generation geführt, ein klassischer Familienbetrieb, indem zumindest die oftmals schwierige Nachfolgeregelung derzeit keine Sorgen bereitet. Anders sehe es bei der Mitarbeitersuche aus. Hier herrsche Mangel und das nicht nur bei den Fachkräften, berichtet der Seniorchef. Mit insgesamt sechs Auszubildenden stemmt sich das Unternehmen zwar gegen den demografischen Trend, doch am Ende kommt es auch auf die Rahmenbedingungen an: "Wir müssen in der Gesellschaft mehr dafür tun, fürs Handwerk zu werben", betont dann auch Nancy Faeser am Rande des Besuchs. Und wenn das bedeutet, dass die Berufsorientierung zukünftig besser in den Schulen verankert würde, wäre auch für die Kramwinkels ein wichtiges Etappenziel erreicht.

Wenn die klare politische Linie fehlt
Große Sorgen bereiten dem Tischler- und Schreinerhandwerk, aber auch anderen Handwerksbranchen, außerdem die hausgemachte Verunsicherung durch Hängepartien bei Gesetzgebungsverfahren. Das Gebäudeenergiegesetz ist dafür aktuell wohl das prominenteste Beispiel. "Im Moment kann einfach keiner einschätzen, wo das Ganze hinläuft", sagt Wolfgang Kramwinkel. Dafür sei die Verunsicherung durch die Bundesregierung schlicht zu groß und die Kunden würden dies mit Zurückhaltung bei der Auftragsvergabe quittieren.

Was bleibt am Ende also vom Besuch? Definitiv ein einmaliges Erlebnis, bei dem die Mühlheimer vom Chef bis zum Azubi einen aufgeschlossenen und interessierten Kanzler erleben, den handwerkliche Präzision und Fleiß ebenso begeistern können wie die technisch innovative Ausstattung einer modernen Schreinerwerkstatt; den es aber auch nachdenklich stimmen sollte, wenn wirtschaftliche Potenziale aufgrund politischer Rahmenbedingungen in Gefahr geraten und der als ehemaliger Finanzminister wissen sollte, welch wichtigen Beitrag ein gesunder Mittelstand für die Konsolidierung der Staatsfinanzen leistet.

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Fridtjof Ludwig
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