WorldSkills 2024: Deutschlands Beste sind Schreiner


Nach 13 Jahren gewinnt wieder ein deutscher Schreiner Edelmetall bei den Berufsweltmeisterschaften. Felix Wilhelm holt Silber und die 'Best of Nation'-Medaille für Deutschland. Elias Kleespies wird Fünfter sowie zweitbester deutscher Teilnehmer und erhält eine Exzellenzmedaille.

Eine Silbermedaille bei den WorldSkills zu gewinnen und gleichzeitig aus allen Berufen bester seines Landes zu werden, ist etwas Besonderes. Felix Wilhelm hat das geschafft und sich damit sowohl einen Traum erfüllt als auch für die vielen hundert Trainingsstunden der Vorbereitung belohnt. Nur an China war in Lyon kein Vorbeikommen (Großbritannien wurde Dritter). Ansonsten hat der Ausnahmeschreiner aus Baden-Württemberg wie schon so häufig in seiner noch jungen Karriere eine Bestmarke gesetzt. Entsprechend groß war die Freude im Tischler-Schreiner-Nationalteam, vor allem bei seinem Betreuerteam: "Nachdem wir in den vergangenen Jahren immer wieder sehr knapp das begehrte Edelmetall verpasst haben, hat dieses Mal alles geklappt", sagt Bundestrainer Michael Martin, den neben der hohen Präzision, insbesondere Felix' innere Ruhe während des Wettbewerbs beeindruckt hat. Allzu entspannt dürften sich die Zuschauer vor Ort indes nicht gefühlt haben, als Felix Wilhelm erst kurz vor Schluss die Tür seines WorldSkills-Projekts mit dem Rahmen verschraubte und dadurch quasi in letzter Minute fertig wurde. "Kein Problem, war alles so geplant", war anschließend sein Kommentar. Ziemlich cool und nur zum Teil mit einem Augenzwinkern zu verstehen, denn das präzise Zeitmanagement war einer der Erfolgsgaranten wie WorldSkills-Experte Markus Rauscher bestätigt: "Ja, es stimmt, wir hatten einen Plan und Felix hat ihn perfekt umgesetzt."

Auch Elias Kleespies, Wilhelms Teamkollege aus Hessen, darf stolz auf sich sein. Sein Bundestrainer Florian Langenmair und WorldSkills-Experte Jan Dröge sind es allemal. Denn mit seinem fünften Platz hat er nur denkbar knapp das Edelmetall verpasst. Vor ihm landeten Taiwan (Gold) sowie Frankreich, China und die Schweiz, die sich Silber teilten. So wurde in diesem Jahr weder bei den Bau- noch bei den Möbelschreinern eine Bronzemedaille vergeben. "Wir wussten ja, was die Jungs draufhaben", erklärt Langenmair, "aber jetzt haben sie es mit ihrer starken Leistung auch im internationalen Vergleich untermauert." Dem kann Jan Dröge nur zustimmen: "Elias hat mit 730 Punkten einen absoluten Spitzenwert erzielt und ist nebenbei bemerkt damit auch Zweitbester im deutschen Nationalteam geworden", erklärt der WorldSkills-Experte. "Das muss ihm erst einmal jemand nachmachen." Belohnt wurde Elias Kleespies für diesen Erfolg am Ende mit der Exzellenzmedaille und schreibt damit seinerseits die Erfolgsgeschichte des deutschen Tischler- und Schreinerhandwerks bei den internationalen Berufsweltmeisterschaften fort.

So lief der Wettbewerb ab
Eingerahmt von zwei spektakulären Zeremonien zur Eröffnung und zum Abschluss standen den Wettbewerbern im Tischler- und Schreinerhandwerk 22 Stunden, verteilt über vier Tage, zur Verfügung. 22 Möbelschreiner, zu denen auch Elias Kleespies gehörte, mussten in dieser Zeit ein Weinregal mit Klappe, zwei Schubkästen und offenen Seitenteilen fertigen; während 19 Bauschreiner, darunter Felix Wilhelm, die Aufgabe hatten, ein zweiteiliges Türenmodell zu bauen, das neben kniffligen Winkeln und Schrägen auch einen aufwendigen Bogen und ein Rahmenteil mit Füllung aufwies. Neben einem intensiven Schlussspurt, der bis zur letzten Sekunde spannend blieb, waren die beiden vor allem am dritten Tag besonders gefordert. Felix Wilhelm musste am Mittag seine Tür zur Bewertung abgeben und Elias Kleespies gleich vier Zwischenbewertungen zeitgenau abpassen und außerdem die Seitenteile samt ihrer kleinteiligen Sprossenkonstruktion fertigstellen. Immer wieder nutzten sie an diesem und den anderen Tagen die Gelegenheit, sich mit ihren nationalen Skill-Experten auszutauschen. Denn die WorldSkills-Experten bewerteten nicht nur alle Arbeiten, sondern durften sich auch in festgelegten Zeitfenstern mit ihren Schützlingen besprechen und die Taktik abstimmen: Elias Kleespies mit Jan Dröge und Felix Wilhelm mit Markus Rauscher.


Das Tischler-Schreiner-Nationalteam 2024 (v. l.): Michael Martin, Markus Rauscher, Felix Wilhelm, Elias Kleespies, Jan Dröge und Florian Langenmair. © TSD/art-pix.com

Hintergrund WorldSkills und Vorbereitung
"Skill" (engl.) bedeutet Fähigkeit oder Geschick. Bei den WorldSkills messen sich die internationalen Nachwuchstalente verschie- dener Gewerke aus Industrie und Handwerk. Insgesamt traten in diesem Jahr 1400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus knapp 60 Berufen an. Das Tischler-Schreiner-Nationalteam maß sich in gleich zwei Kategorien mit der starken internationalen Konkurrenz: in der Bau- und der Möbelschreinerdisziplin. Über Monate vorbereitet wurden Elias Kleepies und Felix Wilhelm von den beiden Bundestrainern Florian Langenmair (Möbelschreiner) und Michael Martin (Bauschreiner) sowie den WorldSkills-Experten Jan Dröge und Markus Rauscher. Die deutschen Bau- und Möbelschreiner zählen seit Jahrzehnten zur Weltelite und haben bereits vier Bronze-, neun Silber- und fünf Goldmedaillen gewonnen.

Starke Partner
Die Teilnahme an den WorldSkills sowie die Vorbereitungsphase werden von Tischler Schreiner Deutschland organisiert. Hauptsponsor ist TSD-Zukunftspartner Kleiberit. Die exklusive Betreuung und Ausstattung mit Profi-Handmaschinen erfolgt durch Festool. Außerdem unterstützen das Fachmagazin BM als Medienpartner, Dictum, Klöpferholz, Spax International, Bernartz, Reinhold Beck Maschinenbau, Dewalt, Schorn & Groh und E.C.E.-Tischlerwerkzeuge das Tischler-Schreiner-Nationalteam.

Lyon, 16. September 2024 (aktualisiert am 25. September 2024)


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