Wirtschaftliche Stabilität braucht entsprechende Rahmenbedingungen


Das Tischler- und Schreinerhandwerk verfügt sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich über großes Zukunftspotenzial. Eine Garantie für diese Entwicklung gebe es allerdings nicht, erklärt TSD-Präsident Thomas Radermacher anlässlich der TSD-Herbstmitgliederversammlung in Berlin.

Radermacher fordert politische Maßnahmen, die die Zukunftsfähigkeit der Branche nachhaltig unterstützen und kritisiert die aktuelle Situation scharf: "Wir erleben derzeit einen Prozess, bei dem die Standortbedingungen des Tischler- und Schreinerhandwerks wieder und wieder geschwächt werden und selbst geplante Verbesserungen und Entlastungen wirkungslos verpuffen." Mit dem Bürokratieentlastungsgesetz wollte der Gesetzgeber beispielsweise Bürokratiekosten in der mittelständischen Wirtschaft reduzieren. In der nun mittlerweile dritten Fortschreibung des Gesetzes ist davon nicht viel übrig geblieben. "Stattdessen einigen sich die Regierungsparteien beim Thema Grundrente auf ein milliardenschweres Rentenpaket, bei dem absehbar ist, dass dessen Finanzierung am Ende die Sozialabgabenbelastung weiter erhöhen könnte", sagt Thomas Radermacher.

"Doch genau damit kratzt die Politik weiterhin an der gesunden Substanz des Mittelstandes", so Radermacher weiter. Dabei hatte die Innungsorganisation des Tischler- und Schreinerhandwerks gemeinsam mit seinem Partnernetzwerk erst kürzlich einen zentralen Themenkatalog formuliert, was mindestens nötig sei, wenn der handwerkliche Mittelstand mit seiner Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich dazu beitragen solle, dass die Binnenwirtschaft stark bleibe – angesichts der sich eintrübenden Bedingungen auf dem Exportsektor. Die Deckelung des Gesamtsozialversicherungsbeitrags auf 40 Prozent war ebenso Bestandteil dieser Forderung wie der vollständige Abbau des Solidaritätszuschlags, der Ausbau der Verkehrs- und Transportinfrastruktur, eine flächendeckende Breitbandversorgung und die Stärkung von Unternehmertum und Meisterbrief.

Innungsorganisation baut Service und Schutz aus
Ein neues Kapitel schlug TSD-Präsident Radermacher bei den TSD-Fachregelwerken auf. Das TSD-Fachregelwerk "Handwerkliche Montage von Fenstern und Außentüren im Gebäudebestand" ist ein wichtiges Basiswerk und richtet sich an alle Betriebe, die regelmäßig oder ab und zu Fenster beziehungsweise Außentüren montieren. Die circa 50 Seiten umfassende Fachpublikation beschreibt praktische Ausführungen und enthält zahlreiche Tipps, die sich seit Jahrzehnten bei der Montage von Fenstern im Baukörper bewährt haben. Ein Nachfolgeprojekt dieser handwerksgerechten Erfolgsgeschichte ist bereits in Planung. Dann wird es um das Thema Innentüren gehen.

Auch beim Selbstverständnis der Innungsorganisation als Schutzschild für Mitgliedsbetriebe gab Radermacher einen aktuellen Überblick. So habe spätestens die Herausgabe eines Verbändepapiers zur DIN 18008 die mehr als eineinhalb Jahre andauernde Diskussion beendet. Tischler und Schreiner hätten damit nun ein Instrument erhalten, mit dem sie relativ schnell beurteilen könnten, ob und in welchem Umfang erhöhte Schutzmaßnahmen zu ergreifen seien.

Entwarnung gab es indes beim Thema Formaldehyd in beschichteten und unbeschichteten Holzwerkstoffen. Hier hatte das Bundesumweltministerium zuletzt strengere Prüfkriterien festgelegt. Für die Holzwerkstoffproduzenten hat das zur Folge, dass sie ab dem kommenden Jahr bessere Platten produzieren müssen. Für Tischler und Schreiner gilt: Keine Panik wegen der Lagerware! Denn auch nach dem 1. Januar dürfen Produkte aus diesen Werkstoffen hergestellt und verkauft werden. Doch spätestens im neuen Jahr sollte beim Einkauf von Holzwerkstoffen darauf geachtet werden, dass neu zugekaufte Platten den reduzierten Formaldehydwert von 0,05 ppm möglichst nicht übersteigen.

Angekündigt
Mit Verweis auf ausgebaute Kommunikationskanäle in den sozialen Medien und den neuen Webseiten der Organisation kündigte Radermacher außerdem die Modernisierung der bewährten, aber zwischenzeitlich etwas in die Jahre gekommenen TSD-Nachwuchskampagne an. Gleichzeitig bekräftigte er das Mantra der Innungsorganisation, dass man sich trotz kleinerer Erfolge weiterhin für die Gleichstellung von akademischer und beruflicher Ausbildung starkmachen werde – beispielsweise mit der Forderung, Auszubildende von der Sozialabgabenpflicht zu befreien.

Ehrung
Eine besondere Würdigung und einen Ehrenplatz in den Annalen des Bundesinnungsverbandes verdienten sich Julius Bendschneider und Wendelin Becherer. Beide wurden für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement mit der TSD-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Bendschneider hatte in fast 20 Jahren im Bundesausschuss Sozial- und Tarifpolitik unter anderem großen Anteil an der Verbändevereinbarung mit der SOKA-Bau und damit am aktuellen Schutz der Innungsbetriebe des Tischler- und Schreinerhandwerks vor einer Veranlagung durch die Sozialkassen des Baugewerbes. Wendelin Becherer – seines Zeichens Design- und Formgebungsexperte – war unter anderem maßgeblich am Aufbau und der Etablierung des Bundesgestaltungswettbewerbs "Die Gute Form" beteiligt, der sich in den vergangenen 25 Jahren zu einem Aushängeschild, Sinnbild und Imageträger für die Design- und Fachkompetenz des Tischler- und Schreinerhandwerks im individuellen Möbelbau entwickelt hat.

Ein besonderer Dank und Glückwünsche …
… gingen an die beiden Bundestrainer Michael Martin und Florian Langenmair, die ihre Schützlinge Florian Meigel und Johannes Bänsch auch in diesem Jahr perfekt auf die WorldSkills vorbereitet hatten, so dass sich das Tischler-Schreiner-Nationalteam erneut im Spitzenfeld der Berufsweltmeisterschaften wiederfand.

Berlin, 3. Dezember 2019


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